Inhaltsverzeichnis
Was ist ein Compoundbogen?
Beim Compoundbogen handelt es sich um eine moderne Ausführung des traditionellen Bogens. Auffallend ist das spezielle Konstruktionsprinzip. Compoundbögen haben sogenannten Cams, die sich an den Bogenenden befinden. Dabei handelt es sich um Kurvenscheiben, die nockenähnlich und exzentrisch sind. Auf zwei unterschiedlichen Durchmessern sind Sehne beziehungsweise Kabel des Bogens aufgerollt. Diese werden beim Spannen vom großen Durchmesser ab- und auf dem kleineren Durchmesser aufgerollt. Das System lässt sich mit einer festen Rolle vergleichen.
Erfinder des Compoundbogens
Erfunden wurde der Compoundbogen vom US-Amerikaner Holless Wilbur Allen als Antwort auf die erhöhte Popularität der Bogenjagd. Mit seiner Erfindung revolutionierte er 1966 die Industrie des Bogenschießens. Noch heute ist seine Erfindung über die Grenzen der USA hinaus beliebt. Auch in Deutschland gewinnt der neuartige Bogen immer mehr an Popularität. Gerade unter Jägern und technikaffinen sowie professionellen Schützen sind Compoundbögen gefragt.
Besonderheiten bei Aufbau und Funktionsweise
Beim Aufbau ist hervorzuheben, dass sich Compoundbögen des Hebelgesetzes bedienen. Die Cams, welche sich nach außen drehen, fungieren dabei als eine Art starrer Hebel, der auf die Drehachse wirkt. Der Hebelarm sowie der Angriffswinkel des Bogens verändern sich durch die Exzentrik der Cams, was eine effektive Bewegung ermöglicht. Der Hebelarm verlängert sich, wenn Bogensehne und die damit verbundenen Cams nach außen gezogen werden. Ein weiterer Vorteil des Mechanismus ist der nicht-lineare Kraftverlauf beim Schießen. Dieser ist einer der größten Unterschiede zu anderen Bögen. Während zu Beginn die Kraft noch stetig zunimmt, kommt es zu einer abrupten Abnahme, sobald das Gipfel-Zuggewicht überschritten wird. Der Schütze muss dann nur noch einen kleinen Teil des Gewichts auf der Hand halten, was zu einer ruhigeren Haltung und einem leichteren Zielen beiträgt.

Gehen wir von einer Reduzierung von bis zu 99 % aus, besteht bei einem Gipfelzuggewicht von 60 Pfund die Möglichkeit, die im Auszug gehaltenen Pfund auf 0.6 zu reduzieren. Das Zielen selbst ist zudem nicht intuitiv, wie es zum Beispiel oftmals beim Recurvebogen der Fall ist, sondern überzeugt durch eine gewehrähnliche Zielsicherheit. Die Bauweise des Compoundbogens ermöglicht einen sehr schnellen Pfeilflug, was vielerlei Vorteile mit sich bringt. Nach den Regeln der IBO und der AMO ergeben sich für die Pfeilgeschwindigkeit entsprechend Werte von 5 grain pro lbs und 6 grain pro lbs. Pfeilgeschwindigkeiten von rund 300 fps sind mit einem Compoundbogen somit zu erwarten. Generell beträgt die Achslänge (Abstand der Wurfarmenden zueinander) eines Compoundbogens zwischen 30 und 40 Zoll. Das Gewicht des Bogens hängt von Material und Größe ab, im Vergleich zu anderen Bögen ist er meist aber relativ leicht.
Bedeutung der Spinewerte
Die Spinewerte bezeichnen die Biegsamkeit des Pfeilschaftes. Dabei stellt sich vor allem die Frage, welcher Spine für den Compoundbogen relevant ist, denn hierfür darf man nicht einfach von den Spinewerten der Holzbögen ausgehen. Bei der Berechnung der Spinewerte muss man beachten, dass diese je nach Art des Pfeils unterschiedlich berechnet werden. Compoundbögen werden meist zusammen mit Carbonpfeilen benutzt. Auch darauf sollte beim Kauf geachtet werden. Zwar kann ein Compoundbogen auch mit Holzpfeilen benutzt werden, aber in der Regel empfiehlt es sich Pfeile auf Metallbasis zu benutzen. Die Spinewerte bei der Verwendung von Carbonpfeilen werden wie folgt berechnet:
AMO-Spine = (26000 / Holzspine)/0,825
Falls die Formel allein nicht genügt, lassen sich im Internet zahlreiche Spinewert-Rechner finden, die auf die individuellen Bedürfnisse ausgerichtet sind. Doch warum ist der Spinewert für das Bogenschießen so wichtig? Verlässt der Pfeil den Bogen, ist er nicht etwa gerade, wie es auf den ersten Blick womöglich erscheint, sondern biegt sich. Hat man sich mit dem Spinewert nicht auseinandergesetzt und der Pfeil hat die falsche Biegefestigkeit, besteht die Möglichkeit, dass der Pfeil am Bogen anschlägt. Dies schädigt auf Dauer nicht nur den Bogen und den Schützen selbst, es führt auch zu einem unruhigen Pfeilflug. Es ist daher sinnvoll, sich mit dem spezifischen Spinewert auseinanderzusetzen, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen.
Was den Compoundbogen von anderen Bögen unterscheidet
Ein grundlegender Unterschied ist das verwendete Material. Compoundbögen werden meist aus Metall angefertigt. Andere Bögen hingegen, wie zum Beispiel der Langbogen, bestehen in der Regel aus unterschiedlichen Holzarten. Auch der Aufbau unterscheidet sich. Die sogenannten Cams sind eine Eigenart des Compoundbogens. Folglich ist auch der Umgang mit dem Bogen und das Schießen selbst anders. Sie sollten also nicht erwarten, mühelos von einem auf den anderen Bogen umzusteigen. Die Spezifika der einzelnen Arten muss man sich erst anlernen, um sich die Kunst des Bogenschießens anzueignen. Das beste Beispiel dafür wäre der Kraftlauf beim Schießen des Compoundbogens. Dieser ist nicht linear wie bei anderen Bögen. Stattdessen kommt es zu einer abrupten Abnahme der benötigten Kraft, was eine ruhigere Haltung und ein einfacheres Zielen ermöglicht. Letzteres lässt sich durch den Anbau eines Visiers zusätzlich verbessern.
Eine weitere Eigenheit des Compoundbögens ist die kompakte Bauweise. Die Bögen werden kürzer gebaut als traditionelle Holzbögen. Zudem können sie in einem gespannten Zustand aufbewahrt werden. Es ist nicht ein vorheriges Aufziehen der Sehne vonnöten. Generell sind bei Compoundbögen oft weniger dehnbare Sehnen wie beispielsweise die der Art FastFlight üblich, während traditionellere Bögen meist Dacron Bogensehnen verwenden. Compoundbögen haben also eine Menge zu bieten, sind allerdings auch etwas teurer. Preislich siedeln sich die meisten Modelle zwischen 100 und 2000 Euro an. Damit sind sie hochpreisiger als andere Bogenarten.
Was für den Kauf eines Compoundbogens spricht
Compoundbögen sind nicht die einzigen Bögen, die interessierten Schützen zur Auswahl stehen. Es bleibt daher die Frage, was für den Kauf eines Compoundbogens spricht. Pauschal gibt es darauf keine Antwort. Es kommt schließlich immer auf die persönlichen Bedürfnisse an. Einige der relevantesten Kriterien möchten wir Ihnen jedoch vorstellen.
Große Auswahl an futuristischen Looks
Ein Faktor ist in jedem Fall das Optische. Schon beim ersten Anblick fällt der Compoundbogen ins Auge. Wer auf einen futuristischen Look mit viel High-Tech steht, ist mit einem Compoundbogen bestens bedient. Die Modernität der Ausführung spiegelt sich nämlich auch im Aussehen wider. Viele Compoundbögen sind echte Hingucker. Zumal die Auswahl an Looks groß ist. Von edlen Mustern bis hin zu den auffälligsten Farben: Es ist für jeden Geschmack etwas dabei.
Für Anfänger geeignet
Compoundbögen eignen sich gut für Anfänger. Bereits ein zusätzliches Visier erhöht die Zielsicherheit. Außerdem haben Schützen länger Zeit und es wird ein geringerer Kraftaufwand benötigt, was insbesondere für untrainierte Hände ein Vorteil sein kann. Wer seine Zielsicherheit weiter verbessern möchte, kann zudem einen mechanischen Auslöser nutzen. Die sogenannten Releases* ersetzen das Ziehen der Sehne mit den Fingern. Dies verbessert die Genauigkeit, da der Pfeil weniger schlingert. Die große Auswahl an Größen, Farben und Preisklassen macht zudem möglich, dass jeder den perfekten Bogen findet. Auch Anfänger haben eine große Auswahl. Das heißt allerdings nicht, dass Sie ohne Weiteres losziehen sollten, um den neuen Bogen direkt auszuprobieren. Es ist sinnvoll, sich zuvor gründlich mit Hilfe von Anfängerkursen, YouTube Videos oder Büchern* zu informieren.
Ideal zum Jagen
Wer sich schon immer den Traum von der Jagd mit dem Bogen erfüllen wollte, der liegt beim Compoundbogen genau richtig. Denn dieser eignet sich optimal für die Jagd und feiert dahingehend vor allem in Amerika großen Erfolg. Dies hat vielerlei Gründe. Durch den Aufbau des Bogens (Bogenarme und schlagender Teil der Sehne sind kürzer, Kabelzüge bewegen sich nur in Richtung des Verlaufes) wird die Vibration beim Schießen deutlich verringert und der Bogen kann länger in schussbereiter Position gehalten werden. Der Verschleiß des Bogens, zum Beispiel der Sehne, wird zudem stark verringert. Dies gilt auch für die Pfeile, da diese stetig stärker beschleunigt werden.

Dadurch erreichen sie auch eine hohe Geschwindigkeit. Zudem ist die maximale Reichweite von Compoundbögen größer als bei anderen Typen. Das ermöglicht das Erlegen von Wild aus höheren Distanzen. Ein weiterer Vorteil für die Jagd ist die Tatsache, dass Compoundbögen kürzer als traditionelle Bögen gebaut werden können. Wer sich also auf der Jagd im dichten Gebüsch herumtreibt, senkt das Risiko mit dem Bogen darin hängenzubleiben. Die geringere Größe lässt den Jäger zudem weniger auffallen. Dieser Effekt kann durch einen geeigneten Camouflage-Look zusätzlich verstärkt werden.
Vielseitig einsetzbar
Compoundbögen eignen sich nicht nur für die Jagd, sie werden auch oft zum Feldbogenschießen oder für andere Sportarten genutzt. Da die Pfeile schneller fliegen, wird die Flugbahn flacher. Eine falsch eingeschätzte Entfernung zum Ziel ist somit ein Fehler, der sich eher verzeihen lässt.
Modelle für jeden Schützen
Es gibt für jeden Schützen einen passenden Compoundbogen. Zum einen gibt es Compoundbögen in unterschiedlichen Größen. Zum anderen gibt es Modelle für Links- und Rechtshänder. Diesbezüglich brauchen Sie sich also nicht einschränken zu lassen. Mit Sicherheit finden Sie auch einen Compoundbogen, der sich für Ihre Person eignet. Die Eingewöhnung kann allerdings einige Zeit in Anspruch nehmen. Das ist prinzipiell bei jedem neuen Bogen so, aber als Anfänger fällt es besonders auf.
Weitere Beiträge: